Radtour durch Deutschland (in 10 Tagen von Basel nach Hamburg)

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Der Schwarzwald bietet ein wunderschönes Panorama zum Radeln

Hard Facts:

 

Dauer der Tour:                              10 Tage

Zurückgelegte Strecke:              ca. 1.100 km

Verbrauchte Kalorien:                ca. 5.500 - 6000 pro Tag

Kosten:                                                ca. 250€ p.P. für Verpflegung, Übernachtung und sonstige Aktivitäten


 

Deutschland mit dem Fahrrad bereisen - na klar!

 

Einmal vom tiefsten Süden Deutschlands über den Schwarzwald bis zurück nach Hamburg radeln - klingt anstrengend aber es lohnt sich!

 

Im August habe ich diese Herausforderung mit einem sehr guten Freund angetreten und habe mir vorgenommen die Strecke von Basel bis nach Hamburg in 10 Tagen zu absolvieren. In dieser Zeit sollte es auf jeden Fall auch durch den Schwarzwald, entlang des Rheins und durch viele kleine Dörfer, aber größere Städte gehen. Eine Streckenplanung ergab, dass ich bis zum Ende rund 1.100 km zurücklegen würde, was einem Tagesdurchschnitt von 110 km im Sattel ergeben würde. Nicht wenig, aber wir fühlten uns fit genug, um diese Herausforderung anzunehmen und die vielen neuen Eindrücke sollten uns etwas von den langwierigen Aufstiegen und endlos wirkenden Straßen ablenken.

 

Eine Erfahrung, die man so schnell nicht vergisst

Für unsere 10 tägige Tour hatten wir uns vorgenommen mit so wenig Gepäck wie möglich zu reisen, damit das zusätzliche Gewicht auf den Fahrrädern nicht zu schwer wird. Jedoch musste zumindest ein Zelt und notwendiges Campingmaterial mit dabei sein, da wir unsere Zeit lieber in der Natur anstatt hinter grauen Wänden verbringen wollten. Für ungeübte Camper ist das natürlich eine weitere Herausforderung, um die richtige Erholung für die zurückgelegten Strecken zu bekommen, jedoch belohnt einen der morgendliche Ausblick aus dem Zelt für die aufgenommenen Strapazen und man gewöhnt sich relativ schnell daran. Ein weiterer positiver Aspekt ist der Ausbruch aus der gewohnten Komfortzone, der für eine zusätzliche Erweiterung der Erfahrungen und des Denkens sorgt!

 

Der große Vorteil einer längeren Radtour ist definitiv, dass man während der Fahrt seine Gedanken so wunderbar schweifen lassen kann. Ich habe mir keine Gedanken über die Anstrengung oder die zurückgelegten Kilometer gemacht, sondern dachte über alles nach, wofür ich in meinem Alltag vielleicht weniger Zeit habe. Zudem merkte ich von Tag zu Tag wie sich mein Körper an das tägliche Pensum gewöhnt hatte, sodass es mir kräftemäßig nicht schwer fiel die Distanzen absolvieren zu können. Bei den Unmengen an Umdrehungen, die ich in die Pedalen meines Fahrrads eintrat, ist mir nochmal bewusst geworden welch beachtliches menschliches Kraftwerk wir eigentlich mit uns tragen. Entscheidend ist, dass es lediglich  regelmäßig gefordert und auch nachhaltig gefördert werden, damit es auf diese versteckten Reserven immer wieder zurückgreifen kann.

 

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich wieder zurück in Hamburg angekommen bin. Es war so verdammt befreiend und ein tolles Gefühl das Ziel schlussendlich erreicht zu haben. Ich merkte sofort wie die Last von mir abfiel und der Körper ab jetzt in den Entspannungsmodus verfiel. Einen Tag später hatte ich dann auch den ersten richtigen Muskelkater in den Beinen, den ich vorher wohl immer nur leicht mit mir rumgetragen habe.

 

Planung einer solchen Reise inkl. Packliste

Neben der Streckenplanung ist es entscheidend welche Ausrüstung man für einen solchen Trip mit einplant. Dabei muss man erstmal ziemlich minimalistisch an die Sache rangehen, denn jeder vermeintliche Luxusartikel bringt natürlich auch Gewicht mit sich, das während der Fahrradtour bewegt werden möchte.

 

Wir haben unsere komplette Ausrüstungs- und Packliste für 2 Personen mal hier für euch zusammengefasst. Schon jetzt haben wir den einen oder anderen Optimierungsbedarf festgestellt, den wir euch dann weiter unten auch vorstellen möchten.

 

Equipment Fahrrad:

  • Gepäckträger
  • Satteltaschen
  • Lenkertasche
  • Handyhalterung für Navigation
  • Ausreichend Licht vorne und hinten
  • Speichenreflektoren
  • Getränkehalter inkl. Trinkflasche
  • Fahrradschloss
  • ggf. breitere Reifen mit gutem Profil vorher anschaffen

 

Camping:

  • Zelt
  • Schlafsack
  • Isomatte
  • Aufblasbares Kopfkissen
  • Kleine Plane zur Unterlage
  • Paracord
  • Ohropax
  • Spiritus
  • Kochgeschirr: Trangia, Kocher, Edelstahltassen
  • Taschenmesser
  • Campinggrill
  • Teller und Besteck

 

Kleidung:

  • 3x Sporthose
  • 3x Sportshirt
  • 5x Unterwäsche
  • 1x Radhose mit Polsterung
  • 4x Socken
  • 1x Regenjacke
  • 1x Thermounterwäsche (je nach Jahreszeit und Witterung)
  • 1x Radfahrerhandschuhe
  • 1x Sonnenbrille
  • 1x Fahrradhelm
  • 1x Mütze / Cap

 

Sonstiges und Technik:

  • Schnell trocknendes Handtuch
  • Rei in der Tube
  • Sonnencreme
  • Seife
  • Latschen
  • Deo
  • Zahnbürste und Creme
  • Powerbank
  • ggf. Solarpanel

 

Notfall und Werkzeug:

  • Kleines erste Hilfe-Set (Pflaster, Desinfektion etc.)
  • Ersatzsschlauch
  • Flickzeug
  • Luftpumpe
  • Werkzeug (Inbus- und Maulschlüssel in der richtigen Größe für das Fahrrad)
  • Kabelbinder
  • Putzlappen
  • Kettenfett
  • Toilettenpapier oder Feuchttücher

 

 

Unsere komplette Tour haben wir übrigens problemlos mit der App "Komoot" getracked und geplant. Diese App ist speziell auf Radfahrer ausgelegt und ein wahres Goldstück in diesem Bereich. Vom Handling und dem Informationsgehalt ist sie quasi unschlagbar. Die Pro-Version kostet euch inkl. der Offline-Karten einmalig 29,99€, jedoch solltet ihr ungefähr 10 Tage nach eurer ersten Anmeldung eine Mail erhalten, in dem euch das Komplettpaket dann zu einem vergünstigten Preis von 19,99€ offeriert wird. Dann solltet ihr zuschlagen ;-)

 

Die Tour im Detail

Tag 1 - Von Basel bis nach Schönau im Schwarzwald (48 km)

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Unser Plan sollte sein, dass wir in Basel starten, da wir von aus ganz leicht nach Deutschland und in den Schwarzwald übersetzen konnten. Dadurch wollten wir uns den anstrengenden und gleichzeitig schönsten Teil der Strecke gleich für den Anfang vornehmen. Die Kraft und Motivation ist da natürlich noch auf dem höchsten Punkt und wie es sich später herausstellte, war es auch die richtige Entscheidung für uns.

 

Bevor wir in die Pedalen treten konnten, stand jedoch noch unsere Hinreise nach Basel an. Mit der Bahn fuhren wir um 6:20 Uhr aus Hamburg los und kamen etwas verspätet um 13:30 Uhr an der Schweizer Grenze an. 

 

TIPP: Solltet ihr auf Grund der geringen Kapazitäten Probleme mit der Fahrradmitnahme bei der Ticketbuchung mit der Deutschen Bahn haben, dann könnt ihr euer Bike auch einfach auseinandergebaut mit dem Paket vorab nach Basel schicken. Da dies bei uns exakt der Fall war, mussten wir darauf zurückgreifen und es hat uns pro Paket ca. 65€ an Frachtgebühr gekostet. Glücklicherweise haben wir das nette Hotel Otts in Weil am Rhein gefunden, die unsere Pakete schon vorab in Empfang genommen haben. Wir revanchierten uns mit einem Mittagessen und konnte die Fahrräder noch entspannt bei Ihnen im Hof aufbauen.

 

 

Das Essen war super, aber die Temperaturen mit 34 Grad schon enorm knackig, weswegen wir beim Fahrradaufbau schon mächtig ins Schwitzen gerieten. Nach gut 30 min waren wir dann aber mit allem durch und konnten uns so langsam in Bewegung setzen. Unser Ziel für die erste Tagesetappe sollte der rund 60km entfernte Ort Schönau im Schwarzwald sein. Hierfür hatten wir also noch einen halben Tag Zeit und mussten dafür auch gleich die ersten 250 Höhenmeter überwinden.

 

In Basel selbst sind  wir noch etwas durch die Stadt gefahren und konnten es uns später auch nicht nehmen lassen nochmal für eine kurze Abkühlung  in den Rhein zu springen. Bei solch einem Wetter spielt sich in der Stadt fast alles am Wasser ab, weswegen es auch nicht schwer war ein paar passende Einstiegspunkte zu finden. Was man nicht unbedingt unterschätzen sollte, ist die Strömung des Flusses, aber für geübte Schwimmer wird es kein größeres Problem darstellen.

 

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Ein Bad im Rhein bietet eine gute Abkühlung an heißen Tagen in Basel

 

Basel selbst ist wirklich richtig schön gelegen und bietet auch viele spannende Ecken. Leider konnten wir nicht alles im Detail anschauen, jedoch ist uns die Stadt während der Durchfahrt positiv in Erinnerung geblieben. Sicherlich nochmal ein Ort, an dem man für ein verlängertes Wochenende vorbeischauen kann. Glücklicherweise entdeckten noch mehr aus dem Zufall heraus einen schönen Aussichtspunkt auf den Rhein und Basel bevor es für uns dann weiter Richtung Schwarzwald gehen sollte.

 

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Über den deutschen Grenzort Weil am Rhein haben wir dann Basel relativ schnell wieder verlassen und folgten unserer Route in Richtung Schönau. Jetzt hieß es das erste Mal richtig arbeiten, da wir nicht so spät auf dem Campingplatz ankommen wollten und dafür mussten noch etwas Strecke zurücklegen. Die Fahrt bis nach Schönau begann mit seinen einwandfreien Fahrradwegen und dem beginnenden Bergpanorama schon richtig malerisch. Nach kurzer Eingewöhnungszeit bekamen wir auch eineinheitliches Tempo auf die Straße, weswegen wir die ersten 50 km schon relativ schnell abfahren konnten. Gegen 19 Uhr erreichten wir dann den Campingplatz Schönenbuchen und sicherten uns den ersten Zeltplatz der Tour. Der Campingplatz eignet sich optimal für den ersten Stopp, da wenig später dann schon ersten steileren Anstiege losgehen. So hatten wir noch eine Nacht zur Erholung und Vorbereitung auf die heiklen Passage im Schwarzwald.

 

 

Leider sollte die erste Nacht im Zelt nicht die erholsamste von allen werden, da am Abend noch ein kräftiges Gewitter aufzog. Dabei schepperte und blitzte es teilweise so laut, dass man dachte der Blitz würde direkt neben einem einschlagen. Trotzdem blieben wir trocken und konnten später noch etwas die Augen zu machen, weswegen wir nicht total übermüdet in den zweiten Tag starten sollten.

Tag 2 - Von Schönau bis nach Furtwangen (77 km)

Am zweiten Tag sollte es dann für uns hoch hinaus gehen. Besser gesagt auf knapp 1.300 Höhenmeter bis an den Feldberg heran und das ganze gespickt mit einer durchschnittlichen 10%-Steigung. Unsere Tourenplanung sagte uns voraus, dass das nochmal 800 Höhenmeter mehr zu unserem aktuellen Niveau sind und wir konnten schon erahnen wie sehr unsere Beine am Ende des Tages brennen würden. Aber wir waren voller Vorfreude und Erwartungen auf die neuen Erfahrungen und fuhren gut gestärkt los.

 

Die ersten Kilometer ab Schönau verlaufen dabei noch relativ eben, weswegen man sich erstmal in einen guten Rhythmus fahren kann bevor es dann mit den Anstiegen losgeht. Auch das zusätzliche Gepäck in den Taschen und auf dem Gepäckträger merkten wir nach dem ersten Tag schon gar nicht mehr so sehr, was uns auch positiv auffiel wie schnell der Gewöhnungseffekt eingesetzt hatte.

 

Nach gerade mal 8 km wartete dann jedoch schon die erste Überraschung auf uns. In dem kleinen Ort Todtnau fuhren wir völlig unverhofft an einer der größten Sommerrodelbahnen ("Hasenhorn Toaster") des Schwarzwaldes vorbei. Natürlich ließen wir uns nicht lange bitten und schlossen unsere Fahrräder an, um in die Seilbahn zur Abfahrt einzusteigen. Der ganze Spaß kostet nur rund 10€ p.P. und die Warteschlange war an diesem Tag auch nicht sonderlich groß, weswegen wir schnell oben ankamen.

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Radtour im Schwarzwald - Ausblick auf Todtnau und die Berge

 

Die Aussicht auf Todtnau und den Schwarzwald ist von dort phänomenal und so ließen wir das Ganze noch kurz auf uns wirken bevor wir uns in die Schlange zur Rodelbahn anstellten.

 

TIPP: Ihr solltet soweit möglich sicherstellen, dass ihr vor euch keine ängstlichen Fahrer habt, da diese euch schnell ausbremsen können und ihr deswegen weniger Spaß haben könnt. Einem Pärchen vor uns ging es nämlich genauso, weswegen sie etwas angesäuert nochmal nach oben fuhren, um ein zweites Mal zu fahren. Wir haben z.B. ganz freundlich die Leute vor uns gefragt, welches Tempo sie anpeilen und glücklicherweise ließen uns dann diejenigen vor, die sich keine neue Bestzeit vorgenommen hatten ;-)

 

Seid ihr einmal dran heißt es dann nur noch Abfahrt! Viele Kurven und schnelle Bergabpassagen erwarten auch auf den Weg nach unten und keine Angst, denn ihr könnt durch die doppelte Sicherung auch nicht aus den Kurven fliegen. Von daher genießt die Geschwindigkeit gepaart mit dem tollen Bergpanorama.

 

So ab dann war der Spaß aber auch vorbei und es ging so langsam in die Vollen. Die nächsten Abschnitte werden deutlich steiler und man schlängelt sich dabei entlang der Hauptstraße bis zur Spitze hoch. Es ist auf jeden Fall ein kleiner Kraftakt, aber das war uns vor der Tour auch schon bewusst. Von daher haben wir die Herausforderung angenommen und waren umso stolzer auf uns, als wir schlussendlich oben ankamen. Hier kann man sich dann auch erstmal eine kurze Pause gönnen und sich bei einem kühlen oder warmen Getränk die Aussicht anschauen.

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Radtour Deutschland-Schwarzwald-feldberg-pause-essen-und-trinken

 

Nach dem langen Aufstieg kommt zum Glück auch eine mindestens genauso lange Abfahrt zu unserem nächsten Ziel auf der Tagesetappe. Der bekannte Kurort Titisee an dem gleichnamigen See sollte es werden, nachdem wir noch eine kurze Regenpause auf dem Gipfel abwarten mussten. Denn plötzlich regnete es wieder in vollen Zügen und wir freuten uns, dass wir den Aufstieg schon hinter uns gebracht haben, sodass wir uns währenddessen noch etwas unterstellen konnten. Nicht weniger beeindruckt waren wir dann wenig später von der Wolkenwand, die sich über die Gipfel hinweg zog und einen dichten Nebel erzeugte. Sah dort oben definitiv ziemlich spannend und eindrucksvoll aus.

 

Die Abfahrt zum Titisee  zieht sich dann schön in die Länge und wir konnten dadurch wieder viele Kilometer in kurzer Zeit zurücklegen. Nach gut 45 Minuten kamen wir an und fuhren etwas durch den Ort, der zum Einen durch den riesigen See und zum Anderen durch seine vielfältige Therme, dem Badeparadies Schwarzwald, geprägt ist. Hier findet man viele Touristen, die sich rund um den See aufhalten, wodurch der Ortskern auch mit allen nötigen Annehmlichkeiten von Hotels bis Restaurants ausgestattet ist. Wer möchte kann auch selbst etwas über den See schippern, um sich anderweitig die zeit zu vertreiben.

 

Wir fanden Titisee insgesamt recht nett anzuschauen und blieben auch noch kurz zum Mittagessen hier. Da wir bisher nur ein Frühstück einen kurzen Snack auf dem Gipfel hatten, knurrte uns dementsprechend schon wieder der Magen. Als wahrer Geheimtipp entpuppte sich ein libanesisches Restaurants, namens "Die Zeder", was wirklich frisches und richtig leckeres Essen auf den Teller zauberte. Schnitzel und Knödel bekamen wir später noch etwas vorgesetzt und die Bewertungen waren einfach zu gut, als das wir das nicht ausprobieren sollten.

 

 

Nach dem Mittagessen fuhren wir dann weiter, da wir noch vor Sonnenuntergang den Campingplatz Michelhof in der Nähe von Furtwangen erreichen wollten. Dabei gab es noch den einen oder anderen Anstieg zu überwinden, was uns aber auf Grund der wechselnden Eindrücke nicht sonderlich schwer fiel. Die Mischung aus vielfältigen und schönen Strecken sowie der Natur im Schwarzwald war auf diesem Abschnitt wohl mit am Größten. Wir fühlten uns einfach richtig wohl und trotz aller Anstrengungen waren wir in diesem Moment besonders froh, dass wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen hatten!

 

Tag 3 - Von Furtwangen bis nach Rheinmünster (132 km)

Auf dem schönen Campingplatz Michelhof wachten wir am nächsten Tag neben der völligen Ruhe mit diesem wunderbaren Anblick auf den Schwarzwald und unsere vor uns liegende Strecke auf!

Radtour Schwarzwald - Aussicht vom Campingplatz Michelhof in der Nähe von Furtwangen
Radtour Schwarzwald - Aussicht vom Campingplatz Michelhof in der Nähe von Furtwangen

 

Naja vollkommene Ruhe ist hier zwar etwas übertrieben, denn wir hatten wir hatten quasi ein Zelt weiter einen Herren, der die ganze Nacht so durchgeschnarcht hat, dass er damit ordentlich Alarm machte. Selbst am nächsten Morgen war er noch im vollen Gange und wir haben uns nur gefragt, wie seine Frau das überlebt, wenn sie neben ihm schlafen muss ;-)

 

Aber fernab dieser lustigen Anekdote war wirklich alles perfekt und der Campingplatz ist an sich nicht sehr groß und bietet viel Panorama inmitten des Schwarzwaldes.

 

Nach einem kurzen Frühstück in Furtwangens Innenstadt sollte es dann direkt weitergehen, da wir uns heute trotz der anstehenden Höhenmeter noch etwas mehr Strecke vorgenommen hatten. Am Ende des Tages wollten wir nämlich schon so langsam den Schwarzwald Richtung Rhein verlassen haben, um dann näher an Karlsruhe und den Pfälzer Wald heranfahren zu können. Die Strecke ist geprägt von viel bergauf- und bergab bis man nach den Triberger Wasserfällen eine längere Abfahrt bis nach Hornberg und Gutach hat.

 

Radtour-Deutschland-Schwarzwald-Triberger-Wasserfaelle-ansicht

Übrigens sind die Triberger Wasserfälle nur rund 20 km von Furtwangen entfernt und sind ein wahres Highlight auf der Tour durch den Schwarzwald. Mit einer Fallhöhe von 163 m sind sie zwar nicht mit den Niagarafällen zu vergleichen, trotzdem gehören sie zu den höchsten und bekanntesten Wasserfällen in ganz Deutschland.

 

Tipp: Wenn ihr von Furtwangen kommt dann lasst euch nicht durch die Navigation verwirren, die euch zuerst in den Ort und damit gleichzeitig zu dem am unteren Ende des Wasserfalls gelegenen Eingang schicken möchte. Das hat den Nachteil, dass man nochmal den ganzen Weg nach oben wandern muss und gerade mit Fahrrändern kann das ziemlich mühselig sein. Haltet am Besten Ausschau nach einem großen Eingangsschild, dass euch auf der rechten Seite neben einem Kreisel entgegen kommt. Dort fahrt hindurch und fahrt dann die ganze Strecke bis zur Kasse (5€ p.P.) und den Wasserfällen bergab. Die Abschnitte sind zwar etwas eng und es wird euch gerade abzusteigen, aber wir haben das größtenteils auch so problemlos hinbekommen.

 

Also ganz wichtig: Achtet kurz vor dem Stadtzentrum auf dieses Schild, welches auch auf der Abfahrt nach Triberg auf der rechten Seite den Eingang zu den Wasserfällen zeigt!

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Radtour Schwarzwald - Lieber diesen Eingang und nicht den im Stadtzentrum nehmen

 

Im Inneren erwartet einem rund um die Wasserfälle ein wahres Naturspektakel, was zu Recht so viele Menschen anlockt. Neben dem Aufstieg zum Feldberg und der Strecke zum Titisee war es erneut ein richtiges Highlight auf unserer Tour und zeigt wie schön und einzigartig die Natur im Schwarzwald ist.

 

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Radtour Schwarzwald - Die Triberger Wasserfälle sollte man sich anschauen

 

Am Eingang im Stadtzentrum sind wir dann ganz entspannt rausgefahren und haben noch einen kurzen Halt bei einem netten Triberger gemacht, der seinen Kaffee mit nachhaltigen und regionalen Milchvariationen verkaufte. Dafür hat sich auf Hafermilch anstatt Kuhmilch spezialisiert und seinen Kunden soll es wohl gar nicht so recht auffallen. Wir konnten uns dann davon auch noch selbst überzeugen und es schmeckte hervorragend.

 

Mit seinem kleinen Kaffeewagen stellt sich Wolfang dann ganz flexibel an die schönsten Stellen des Ortes und verkauft seinen Stammkunden schon seit vielen Jahren neue und nachhaltige Produkte. Weil wir mit ihm noch etwas ausführlicher geschnackt haben und er wirklich ein freundlicher Typ war, könnt ihr auch hier mehr über ihn und seine Marke Coffeenote erfahren.

 

Viele Grüße von uns lieber Wolfang und weiterhin viel Erfolg mit deinem Konzept!

 

 

Nach den Triberger Wasserfällen kommt eine längere Abfahrt bis man die gemütlichen Orte Hornberg und Gutach erreicht. Insbesondere in Gutach erwartet einem schon am Ortseingang der Hinweis auf die alte Tradition des sog. Bollenhutes. Zuerst konnten wir damit auch überhaupt nichts anfangen, aber als wir es nachgelesen haben, stellte sich heraus, dass der Bollenhut eine Art Strohhut mit roten Wollknäueln ist, der ca. seit dem Jahr 1800 als Symbol für den Schwarzwald vorwiegend von Frauen getragen worden ist. Wir haben leider vergeblich versucht im Ortsinneren einen Laden zu finden, wo wir uns die Hüte nochmal genauer anschauen können, aber sieht schon irgendwie lustig aus.

 

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Radtour Schwarzwald - Die Bollenhüte haben eine lange Tradition in Gutach und den benachbarten Orten

 

Nach Gutach sind wir dann konsequent Strecke gefahren und hatten noch gut 78 km vor der Brust bis wir den Campingplatz in Rheinmünster erreichen würden. Nach Gutach erreicht man noch wunderschöne Städte und Orte wie z.B. Haslach, Biberach und Gengenbach, die sich wirklich wunderbar in die Landschaft einbetten und insbesondere Gengenbach, als eine alte Römerstadt, auf eine lange Stadthistorie zurückblicken kann.

 

 

Da wir an für sich gut in der Zeit waren, hatten wir uns sogar noch vorgenommen einen Zwischenstopp in Strasbourg einzulegen, aber das Wetter macht uns dafür leider einen Strich durch die Rechnung. Genau über Strasbourg und später auch über uns fegte ein relativ großes Regengebiet hinweg, weswegen wir uns zwar für die Strecke am Rhein aber gegen den Aufenthalt in Strasbourg entschieden. 

 

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Radtour Deutschland - Das Unwetter zieht entlang des Rheins und erwischt uns später auch noch

 

Sollte es für euch in Frage kommen dann fahrt ihr einfach in Richtung Kehl am Rhein und wenig später würdet ihr auch Strasbourg nach der Grenzüberquerung zu Frankreich erreichen. Mit Sicherheit eine spannende Stadt!

 

Wir fuhren auf Grund des Wetters durch Offenburg und nahmen die Strecke über Rheinau und Lichtenau bis nach Rheinmünster zu unserem ausgewählten Campingplatz, dem Freizeitcenter Oberrhein. Das bedeutete noch etwas mehr als 30 km Strecke, die wir dann größtenteils im strömenden Regen absolvierten. Aber wir waren während dieser Zeit irgendwie so im Fokus ankommen zu wollen, dass wir das Stück auch so gemeistert haben und die Temperaturen waren trotz des Regens immer noch angenehm, sodass wir auch am nächsten Tag ohne eine Erkältung aufgewacht sind. Jedoch hat die warme Dusche und das saftige Schnitzel inkl. der alkoholfreien Weizen auch ihren positiven Beitrag dazu geleistet ;-)

Tag 4 - von Rheinmünster bis nach Walldorf (107 km)

Nach einer Stärkung am nächsten Morgen ging es für uns weiter mit dem Ziel bis nahe Heidelberg zu kommen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir aber erstmal eine schöne Strecke entlang des Rheins ab, die gleichzeitig als natürliche Grenze zu Frankreich dient. In dem kleinen Dorf Hügelsheim machten wir dann wieder einen Abstecher ins Landesinnere, um auf den nächsten Kilometern über Rastatt und auch über Karlsruhe zu fahren. Insbesondere auf Karlsruhe freuten wir uns sehr und planten dort auch unsere Mittagspause zu absolvieren. Auch unsere erste kleine Panne konnte uns nicht großartig zurückwerfen und der Schlauch des Reifens war schnell gewechselt. Womöglich ein kleinerer Mangel am Ventil, den wir nicht anderweitig flicken konnten. Also weiter ging´s!

 

 

Die kleine Stadt Rastatt hat neben einem Schloss und mehreren älteren Kirchen und Kapellen zwar ein paar spannende Eindrücke, jedoch geht der Ort heutzutage viel mehr als Sinnbild für das Scheitern eines weiteren Großprojektes in die Geschichte ein. Denn seit 2013 laufen die Bauarbeiten für einen Eisenbahntunnel für die Schnellstrecke Karlsruhe - Basel und die Fertigstellung war eigentlich für 2018 geplant. Durch mehrere Planungsfehler und einem späteren Wassereinbruch hat sich die Fertigstellung nun erstmal bis 2025 oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Ganz zu Schweigen von den zusätzlichen Kosten und den weiträumigen Sperrungen für den Nah- und Güterverkehr ist daraus auch ein beträchtlicher gesamtwirtschaftlicher Schaden entstanden. Wer also ein weiteres schwarzes Kapitel für Großprojekte in Deutschland a lá Berliner Flughafen sehen möchte, hält also mal kurz an der Baustelle in Rastatt.

 

 

Deutlich positiver wird es dann rund 25 km nördlich von Rastatt, wenn man Karlsruhe erreicht. Ungefähr zum Vormittag erreichten wir nach einer schönen Tour entlang von weitläufigen Feldern die zweitgrößte Stadt nach Stuttgart des Bundeslandes Baden-Württemberg und waren direkt beeindruckt. Die komplette Stadtplanung ist zentralistisch auf das Schloss ausgerichtet und die umliegende Parkanlagen sind wirklich schön, weswegen sich bei gutem Wetter auch viele Karlsruher hierhin begeben, um eine gute Zeit mit Freunden oder Familie zu verbringen.

 

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Radtour Deutschland - Zwischenstop vor dem Karlsruher Schloss

 

Rund die erste Hälfte der Tagesetappe war damit schon geschafft und nun warteten nochmal knapp 55 km bis zu unserem nächsten Stop kurz vor den Toren Heidelbergs. Und dann fiel uns auf: "Hey irgendwo hier müsste doch eigentlich auch der Hockenheimring sein oder?" Tja und glücklicherweise ist uns das auch noch früh genug aufgefallen, denn mit nur einem geringen Umweg konnten wir uns nochmal die ehemalige Formel 1 - Strecke anschauen. Doch bevor wir dort ankamen, hatten wir noch wunderschöne Abschnitte rund um die Wagbachniederung, dem Wiesental und Rheinhausen.

 

Radtour Deutschland-strecke Karlsruhe-heidelberg-wagbachniederung

 

Am Hockenheimring hatten wir dann zuerst ein paar Schwierigkeiten einen schönen Ausblick auf die Strecke und das Renngeschehen zu bekommen. Durch Corona und die Beschränkungen war es leider nur den Fahrern bestimmt die Strecke zu betreten. Mit Fahrern meinen wir diejenigen, die sich entweder mit ihrem privaten Sportwagen oder mit dem Leihwagen vom nahegelegenen Porschezentrum auf die Strecke eingekauft haben, um ihre Runden zu drehen. Leider haben unsere Überredungskünste am Haupteingang nicht wirklich gewirkt, weswegen wir von dem Personal zwar nett, aber auch relativ bestimmt abgewunken wurden.

 

Irgendwie wollten wir uns damit aber nicht zufrieden geben, da wir den Hockenheimring schließlich nicht nur von außen sehen wollten. Glücklicherweise waren ein paar Monteure für Sanierungsarbeiten in der Nähe, die wir ansprachen, ob es noch einen anderen legalen Weg reingeben würde. Sie empfohlen uns den Weg über das Hotel an der Strecke zu nehmen, wo sich die Fahrer im Nachhinein zum Essen treffen würden. Und die Mitarbeiter an der Rezeption gaben uns freundlicherweise die Möglichkeit direkt auf dem Rang an der Zieleinfahrt zu stehen. Hier konnten wir etwas Zeit verbringen und auch das eine oder andere Erinnerungsbild schießen. Was auf der Strecke abging, war sowieso eine Welt für sich und vielleicht sitzt man irgendwann selbst mal in so einem Auto und gönnt sich ein paar Runden auf dem Hockenheimring. Ich würde auf jeden Fall ganz stark drüber nachdenken!

 

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Radtour-deutschland-hockenheimring-strecke

 

Im nahegelegenen Walldorf blieben wir dann auf dem Campingplatz Walldorf-Astoria, der uns mit seinem Namen schon auf einen 5-Sterne-Platz schließen ließ. Aber alles entspannt! Ein ganz normaler Campingplatz wie vorher auch, der aber durch sein sehr nettes Personal und die sehr sauberen Sanitärräume bei uns in guter Erinnerung blieb.

 

 

Tag 5 - Von Walldorf bis nach Dieburg (93 km)

Die Streckenabschnitte hier sind nicht mehr so sehr von den vielen Steigungen geprägt, die wir noch aus dem Schwarzwald und der näheren Umgebung gewohnt sind. Die Fahrradwege verlaufen nun deutlich flacher und wir kommen in kürzester Zeit deutlich schneller voran.

 

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Radtour Deutschland - Die Strecke von Walldorf nach Heidelberg ist eben

 

Ein besonderes Highlight erwartete uns schon nach gut 15km, als wir in Heidelberg ankamen. Ehrlich gesagt eine der schönsten Städte, die wir während unserer Reise besuchen durften. Als Studentenstadt bekannt, ist das Altersniveau innerhalb der Gassen gefühlt auch sehr jung. Wir konnten zwar nur einen kleinen Einblick genießen, jedoch ist dieser Eindruck neben dem tollen Panorama oder historischen Stadtbild absolut hängen geblieben. Wir fuhren also etwas durch die Stadt und stellten unsere Räder nochmal kurz ab, um zum höher gelegenen Schloss zu wandern. Ab hier lassen wir mal die Bilder für sich sprechen - in der Hoffnung, dass die Begeisterung dadurch nur ansatzweise ankommt.

 

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Heidelberg hat sich richtig gelohnt und ist eine Stadt, in der man auch mal für einen längeren Aufenthalt zurückkehren sollte. Aber für uns ging es weiter, denn wir mussten ja noch nur unser Streckenziel bis Dieburg hinter Darmstadt schaffen. Die Temperaturen zogen in der Zeit deutlich an und seit dem Tag hatten wir auch keine Tour mehr, an dem uns die Sonne mit weniger als 30 Grad begrüßte. Trotz der hohen Temperaturen machte es natürlich mehr Spaß bei so einem schönen Wetter Rad zu fahren, als wenn es andauernd regnen würde. Von daher war das Motto auch: Einfach weitermachen und genießen!

 

Die nächsten 70 Kilometer verlief über die folgenden Orte:

  • Hirschberg
  • Weinheim
  • Hemsbach
  • Laudenbach
  • Heppenheim 
  • Bensheim 
  • ...und an Darmstadt vorbei

 

Alles in allem eine sehr angenehme Tour, die mit schönen Ausblicken über kleinere Weinberge, weite Felder und gesunde Wälder in der Region aufwarten kann. In Dieburg angekommen, besuchten wir dann noch einen Kumpel (Gruß an Tobi), der uns freundlicherweise für eine nacht aufnahm und uns ein leckeres mexikanisches Restaurant im Ort zeigte. 

 

Tag 6 - Von Dieburg bis nach Wetzlar (108 km)

Es war Halbzeit und die erste Nacht, die wir nicht im Zelt verbrachten. Auch mal wieder eine schöne Abwechslung und frisch gestärkt, machten wir uns am nächsten Tag wieder früh auf die Räder, um am Ende des Tages Wetzlar zu erreichen. Unser Blick auf Google Maps verriet uns, dass wir irgendwie noch relativ weit südlich waren, weswegen es nun immer mehr Richtung Norden gehen musste. Aber wir waren uns sicher, dass das Ziel von 10 Tagen absolut machbar war. Zumindest befanden wir uns schon in Hessen und hatten Baden-Württemberg verlassen.

 

Auf der Strecke nach Wetzlar durchquert man mit Ausnahme von Offenbach viele schöne Städte wie Friedberg und auch besondere Kurorte, wie z.B. Bad Nauheim. Hier haben wir auch das erste Mal die historischen Gradierbauwerke gesehen, die durch ihre aufgebauten Dornwände und dem heruntertropfendem Salzwasser wie eine Art Sole-Inhalation im Freien fungiert. Insgesamt fünf Stück sind davon im historischen Stadtkern aufgebaut und sind bei den Bewohnern bzw. Gästen äußerst beliebt. Wir haben es selbst auch ausprobiert und fühlten uns kurz wie in einer Soletherme, zumal die Temperaturen auch deutlich kühler und angenehmer waren.

 

 

Darüber hinaus kann man in der näheren Umgebung noch viele Kureinrichtungen sehen, die von idyllischen Parkanlagen umringt sind und für Kurgänger wahrlich ein richtiges Paradies darstellen. Wenn ich älter bin, sollte ich mir das auch mal gönnen ;-)

 

 

Ein weiteres Highlight, was wir so gar nicht auf dem Schirm hatten, war die mit 27.000 Einwohnern recht kleine aber feine Stadt Butzbach. Insbesondere die historische Altstadt hat uns bei der Durchfahrt sehr gut gefallen und da wir eigentlich noch nach einer Möglichkeit zum Baden gesucht haben, fuhren wir zu einem etwas abgelegenen Steinbruchsee. Selten haben wir so kristallklares Wasser gesehen. Liebend gerne wären wir reingesprungen, jedoch befindet sich der See in Privateigentum und die "Butzenbacher" hatten uns davon abgeraten das Grundstück zu betreten, da erst vor kurzem die Polizei anrückte und andere Besucher mit einer saftigen Geldstrafe versorgte. Auch wenn es sehr verlockend war, mussten wir uns damit abfinden und so blieb uns lediglich der Blick von oben.

 

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Radtour Deutschland - Die kleine Perle Butzbach in Hessen
Radtour-deutschland-hessen-butzbach-steinbruchsee
Radtour Deutschland - Kristallklares Wasser im Steinbruches

 

Der restliche Abschnitt bis nach Wetzlar war dann noch von schönen Panoramastrecken bestückt, weswegen wir unsere Beine beim Strampeln gar nicht so recht spüren wollten und einfach in die Pedalen stampften. Gegen Abend war das Wetter da auch nicht mehr so erdrückend, weswegen wir ein gutes Tempo hingelegt haben und auf dem Campingplatz Wetzlar noch einen guten Platz bekamen. Direkt neben dem Campingplatz befindet sich auch ein leckeres griechisches Restaurant, dass wir abends dann noch einen Besuch abstatteten und uns für die Mühe belohnten.

 

 

Tag 7 - Von Wetzlar bis zum Edersee (116 km)

Am Rande des Sauerlandes führte uns die nächste Tagesetappe bis zum Edersee, besser gesagt bis nach Vöhl. Da wir am Vortag nicht mehr so richtig Zeit und Luft hatten uns Wetzlar genauer anzuschauen, nutzten wir den nächsten Morgen, um zumindest nochmal eine Runde durch die Altstadt zu drehen und das Ganze mit einem ausgiebigen Frühstück zu verbinden. Wie schon bei den anderen Städten und Orten waren wir wieder mal beeindruckt wie wenig man eigentlich von solch schönen Orten innerhalb von Deutschland vorher gewusst hat. Es brauchte nicht viel Zeit und man fühlte sich direkt richtig wohl, zumal die Architektur und die Gassen uns etwas an Lüneburg bei uns im Norden erinnerte.

 

 

Bevor wir Wetzlar verlassen konnten, mussten wir innerhalb der Stadt noch so einige Höhenmeter und Steigungen überwinden. Vorbei an Gießen über Lollar und Staufenberg war unser nächster Anlaufpunkt das rund 48km entferne Marburg. Hier wollen wir dann den ersten Stop einlegen und uns einen Platz suchen, um in dem nahegelegenen Lahn-Fluss eine erfrischende Abkühlung zu bekommen. Das Wetter war wieder mal top und wir kamen hervorragend voran.

 

 

Nach gut 2,5 Stunden Fahrt erreichten wir dann Marburg. Entlang der Lahn fuhren wir in Richtung Altstadt, wo wir gleich zu Beginn ein entspanntes Lokal am Fluss entdeckten. Mit mächtig Durst im Gepäck spülten wir direkt 1 Liter alkoholfreies Hefeweizen als unseren treuen und iostonischen Reisebegleiter herunter bevor wir uns dann weiter auf die Suche nach einem geeigneten Ort an der Lahn machten. Da mein Kumpel erst vor kurzem hier zu einem Seminar war, hatte er schon eine konkrete Idee und es hat sich definitiv gelohnt. Und zwar liegt es quasi hinter den Afföllerwiesen direkt an der Lahn. Dort kann man sogar mit etwas mit Action über eine Seilrutsche gekonnt in die Lahn springen. Wir hatten auf jeden Fall jede Menge Spaß und konnten die Abkühlung bei den Temperaturen auch gut gebrauchen.

 

Radtour Deutschland-marburg-bar-pause

 

Bis zum Edersee waren es dann noch weitere 65 km und somit über 3,5 Stunden Fahrtzeit. Laut unserer Routenplanung würde uns auch wieder die eine oder andere Steigung erwarten und so kam es auch. Mit einem kleine Zwischenstop, um die Getränke wieder aufzufüllen, verbrachten wir knapp 4 Stunden im Sattel bevor wir am Campingplatz Teichmann in Vöhl ankamen. Die Strecke war definitiv etwas rauer als davor und bestand weniger aus Asphalt, sondern mehr aus gelockerten Kiesstrecken. Im Vergleich zu den Vortagesetappen war das ein Novum und kannten wir bisher so noch nicht. Aber Ablenkung tut gut und darüber meckern wollen wir nicht, da wir es sowieso immer alles so annahmen wie es kam und probierten den Abenteuercharakter an der Sache zu erleben.

 

Radtour Deutschland-edertal-campingplatz-teichmann
Radtour Deutschland - Auf dem Campingplatz steht eine alte Berliner S-Bahn zur Dekoration

Tag 8 - Vom Edersee bis nach Paderborn (94 km)

So langsam bewegten wir uns in Richtung Endspurt und der Norden rückte von Tag zu Tag näher. Da wir an den Vorabenden die Campingplätze immer erst recht spät erreichten und so wenig Zeit hatten den Abend etwas zu genießen, nahmen wir uns für diesen heute schneller Strecke auf die Kette zu bekommen und dafür ausgiebig auf dem Campingplatz zu grillen. 

 

Auf der Strecke selbst gibt es auch keine großen Highlights außer die Fahrradwege selbst. Dieses mal keine historischen Städte oder Orte, für die es sich lohnt nochmal eine kurze Pause einzulegen. Von daher fiel es uns auch nicht schwer durchzufahren, sodass wir nur für eine Getränkepause anhielten. Wir fuhren dabei durch Orte wie 

 

  • Korbach
  • Bad Arolsen
  • Schmillinghausen
  • Rhoden
  • Lichtenau 
  • Dahl

 

Hierzu gleich mal die wichtigsten Eindrücke in Bildern.

 

 

Für uns gab es auf der Strecke an sich keine großen Überraschungen. Wir hatten in unserer Geschwindigkeit einen sehr guten Flow drin und trotz aller bisherigen Tagesetappen hatten wir keinen großen Kraftverlust oder zusätzlichen Materialverschleiß. Der Körper hatte sich inzwischen so gut an die tägliche Belastung gewöhnt, dass die Beine gut mitarbeiteten. Einzig und allein das Hinterteil machte sich trotz Radhose immer mal wieder bemerkbar und man musste des öfteren mal aus dem Sattel aufsteigen, um für ein besuchen Entlastung zu sorgen. Ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung wie und ob man sowas überhaupt trainieren kann - ich denke da hilft nur ein bequemer Sattel, eine Radhose und die wunden Stellen auch mal ab und an mit einer Wund- und Heilsalbe versorgen ;-)

 

Für unseren geplanten Grillend suchten wir uns einen gemütlichen Campingplatz am Waldsee oberhalb von Paderborn aus. Alles lief gut und wir erreichten den Platz um ca. 16 Uhr, sodass wir ausreichend Zeit für unsere Routine des Zeltaufbaus und einen Sprung in den nahegelegenen See hatten. Nach fast 100km Strecke und wieder mal unerbittlichen 35 Grad Außentemperatur war der Sprung ins Wasser wie ein Geschenk des Himmels!

 

Danach ging es dann noch fix zum Supermarkt und alles Notwendige einkaufen. Wir hatten zwar unseren kleinen Standgrill mit, jedoch fanden wir noch ein anderes Überbleibsel von den Vorgängern und nutzten das Rost und schon hatten wir gleich etwas mehr Platz für unseren Konsum.

 

 

Noch 2 Tage bis Hamburg...die Heimat rückt immer näher und es blieben noch ungefähr 280 km übrig.

 

 

Tag 9 - Von Paderborn bis nach Neustadt am Rübenberge (142 km)

Ohne der Region rund um Hannover zu Nahe zu treten, aber die letzten Kilometer waren im Vergleich zu dem was man bisher erlebt haben nicht ansatzweise so spannend und vielfältig. Zwar hat das Weserbergland sicherlich viele schöne Routen, die an diesem Tag aber größtenteils nicht zu sehen waren. Die Tourplanung gab es aber auch nicht anders her, als dass man viel Bundesstraße auf der Strecke hat - leider. Dafür waren die Fahrradwege teils sehr gut ausgebaut und fuhr unter fest asphaltiertem Weg, was für die Geschwindigkeit deutlich angenehmer war.

 

Die größten Highlights waren:

 

  • Holter Schloss
Radtour Deutschland-holter-schloss

 

  • Segelflugplatz Bad Oeyenhausen

 

 

  • Strecke zwischen Bad Salzuflen und Vlotho

 

  • Überquerung des Mittellandkanals
Radtour Deutschland-mittellandkanal-ueberquerung

 

Am Abend waren die 142 km dann geschafft und es gab noch eine Tagesetappe bis Hamburg. Eine spannende Zeit und Tour würde sich so langsam dem Ende zuneigen. Innerlich hat man sich schon das Bild ausgemalt wie es sich anfühlen würde zu Hause anzukommen und wie stolz man auch auf sich sein würde. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen die Einfahrt ganz bewusst zu erleben und mich im Stile der Tour de France zu freuen, wenn ich bei mir zu Hause in die Straße abbiegen werde ;-)

 

 

Tag 10 - Von Neustadt am Rübenberge bis nach Hamburg (138 km)

Radtour-deutschland-ankunft-hamburg

Letzte Tagesetappe und dann nochmal 138 km abradeln. Dafür aber alles im Flachland ohne irgendwelche Steigungen und großartigen Abzweigungen. Der Streckenverlauf war auch relativ straight in Richtung  Hamburg und außer ein paar kurzen Passgen verlief die Strecke fast zu 80% an der Bundesstraße entlang.

 

Aber das war mir relativ egal, da es schon soviel zu sehen gab, dass am Ende des Tages nur das Ziel zählte in der selbst gesetzten Zeit in Hamburg anzukommen. Und ihr könnt mir glauben es war ein so befreiendes und glückseliges Gefühl wieder in die Straßen einzubiegen, die einem so bekannt sind. 

 

Natürlich verlässt man auch die Tour mit einem weinenden Auge, weil es wirklich eine super spannende Erfahrung war und die Eindrücke auch noch lange danach haften bleiben werden. Obwohl ich erstmal gespannt war wie lange sich mein Hinterteil noch nach der Radtour bei mir melden würde. Inzwischen war es wirklich schon deutlich schlimmer geworden ;-)

 

Auf jeden Fall war es nicht die letzte Tour dieser Art, da man festgestellt hat wieviel mehr man doch mit Fahrrad sehen und erleben kann, anstatt mit dem Auto oder sogar mit dem Motorrad durch die Landschaft zu fahren. Außerdem war die sportliche Herausforderung auch ein wichtiger Aspekt dieser Reise, den man mit der richtigen Vorbereitung sicherlich nochmal steigern könnte.

 

Radtour-deutschland-ende-geschafft

Leider habe ich am Ende keinen bessere Gesichtsausdruck mehr aus mir rausholen können. Etwas fertig, aber dafür umso glücklicher, als ich bei mir im Hof angekommen bin ;-)

 

Zum Glück ging ich dann bei meiner Frau erstmal in die beste Pflege ein, die man sich vorstellen kann und es dauerte nicht lange bis ich wieder der Alte war. Aber es war schon ein komisches Gefühl am nächsten Tag nicht mehr in den Sattel zu steigen, da es irgendwie schon zur Gewohnheit geworden war.

 

Naja es war geschafft!

 

Von Basel nach Hamburg in 10 Tagen - Ziel erreicht.

 

Zum Schluss bleibt mir nur noch übrig zu sagen, dass eine solche Tour  für jeden, der sich sowas zutraut eine enorme Bereicherung sein kann. Für mich war es auch ein Start für hoffentlich viele weitere solcher Touren.

 

...und natürlich ein großes Danke an meinen Begleiter Christian! Wir haben uns so gut gegenseitig gepushed und sind auch bei heiklen Situationen nicht aus dem Sattel gegangen. Zu zweit macht sowas einfach nochmal viel mehr Spaß!

 

Soweit erstmal! Solltet ihr irgendwelche Fragen oder Anregungen haben dann schreibt es gerne in die Kommentare. Ich würde mich über einen regen Austausch freuen ;-)

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